Paradox der Social-Media-Welt: Menschlichkeit ohne Fehler?
Jedes Jahr wachsen die Nutzerzahlen der Social-Media-Plattformen weiter; und Unternehmen hinken in ihrer Social Media Präsenz oftmals hinterher. Dabei verlieren sie viel Potential, denn die Nutzer der Plattformen schreien förmlich nach Auftritten, wie beispielsweise dem eines sogenannten „Social CEO“, einem auf Social Media aktiven Firmenchef. Laut dem Brands in Motion Report 2021 erwarten 73 % der befragten Deutschen, dass Führungskräfte ihre persönliche Position authentisch und mit hoher Frequenz zum Ausdruck bringen. Der Grund für diesen Bedarf ist in Zeiten von Chatbots und Online-Einkäufen wenig verwunderlich – es ist die Suche nach der Menschlichkeit hinter der Fassade der Unternehmensmaschinen.
Die Zeit, in welcher Unternehmen außerhalb der Öffentlichkeit und gesellschaftlichen Wahrnehmung stehen konnten, ist längst vorbei; falls es eine solche Zeit überhaupt jemals gab. Inzwischen vertritt eine Mehrheit der Verbraucher, 69 % der Befragten in Deutschland (laut Brands in Motion Report 2021), die Erwartungshaltung, dass Unternehmen Mut zeigen und zu gesellschaftlichen Themen Stellung beziehen sollten. Der Social CEO geht über das Engagement in Unternehmens- oder Fokusseiten hinaus, denn er verkörpert gewissermaßen die Idee, welche das Unternehmen vorantreibt. Und genau hier können alle bisher noch wenig in Social Media aktiven Führungspersönlichkeiten als Richtungs- und Taktgeber des Unternehmensbootes ansetzen und mit eigenem, persönlichen Beispiel vorangehen. Durch das Verbinden der Unternehmens-News mit der eigenen Persönlichkeit und sogar oftmals des eigenen Lebens, ist der Social CEO ein Anknüpfungspunkt für Konsumenten. Profile, wie Satya Nadella, CEO von Microsoft oder auch Joe Käser, von Siemens, sind Paradebeispiele für den positiven Einfluss des sozialen Auftritts – indem sie durch häufige persönliche Äußerungen oder sogar Interaktionen die Firmenidentität greifbar machen und dem Follower zum vertrauten Begleiter im Alltag werden.
Denn der wahre Fauxpas ist die Angst zu handeln!
Verantwortungsbewusstsein, Persönlichkeit, Einzigartigkeit und vor allem Menschlichkeit – das alles sollte den Social CEO ausmachen, ist dabei aber eine große Hürde für zögernde Unternehmen. Es gilt das Paradoxon des Social Media zu lösen: schließlich soll es perfekt werden und ohne Makel, ein authentischer Standpunkt soll vertreten werden, doch bitte ohne auf Füße zu treten – oder? Nicht falsch... aber auch nicht ganz richtig. Es gleicht einer Gradwanderung durch die Social Media Gepflogenheiten – dabei klingt es in der Theorie komplizierter als es sich in der Praxis herausstellt. Knackpunkt ist das Stichwort Menschlichkeit. Der Auftritt muss nicht perfekt sein, ganz im Gegenteil! Fehler passieren auch einem Social CEO, denn schließlich spricht hier ein Mitmensch seine Gedanken aus. Ein Mitmensch, welcher jedoch die Erwartungen als Vorbild erfüllen sollte. Deshalb heißt es, mit Fehlern korrekt umzugehen; es ist keine Schande, sondern sogar unerlässlich, die Verantwortung für eine kritische oder gar falsche Aussage zu übernehmen und sich zu entschuldigen. Doch Achtung! Der große Fallstrick für ein jeden Auftritt auf Social-Media-Plattformen: Wer sich mit PR-Ton und Corporate-Speech rechtfertigt, der wendet die Krise nicht ab – sondern löst sie aus! Es gilt Mut und Offenheit zu zeigen. Daher das Stichwort: Menschlichkeit.
Wo wir gerade bei DON’T’s des Social Media Auftritts sind; hier einige weitere, unbedingt zu beachtende Punkte:
- Quantität über Qualität ist ein großes No-Go.
Wer, hyperbolisch gesprochen, auf allen Social Media Plattformen täglich duzende Werbeposts absetzt, der wird nicht nur von den Nutzern ignoriert, sondern sogar von Plattformen selbst abgeblockt. Stattdessen heißt es gehaltvolle, personalisierte und interessante Posts zu veröffentlich. So steigen die Followerzahlen und das Engagement. - Der Social CEO sollte die Unternehmenswerte verkörpern können.
Denn sonst geht die Authentizität verloren. Ein unglaubhafter Auftritt ruft im besten Fall kein Engagement hervor, im schlimmsten Fall wirkt er sich negativ auf das Vertrauen in die Unternehmensmarke aus. - Kein Trittbrettfahrer sein!
Wer nur mitgeht und sich kurz darauf völlig widerspricht oder zurückrudert, ist ausnahmslos unglaubwürdig; auch hier zieht das Stichwort Vertrauen.
Mutig die ersten Schritte gehen – zum eigenen Tempo.
Das A und O ist, dass sich der Firmenchef mit der Idee des Social-CEO-Lebens anfreunden kann. Denn wer sich unwohl fühlt oder sein Networking nicht direkt in die breite Öffentlichkeit ausweiten will, der eile mit Weile. Auch wenn sich die Welt des Internets gefühlt immer schneller dreht; nicht jeder muss sofort voll durchstarten und nicht auf alles muss sofort reagiert werden. Doch wer den ersten Schritt macht, hat die größte Hürde hinter sich – den Mut die eigene Position zu finden und Stellung zu nehmen.
Denn bei Social Media heißt es oft: Weniger fürchten, mehr machen!