Virtual Reality im Büro – es wird Zeit!
Mark Zuckerberg hat’s leider mal wieder vermasselt. Anstatt auf der Oculus Connect Konferenz im Oktober eine verbesserte Version der Oculus Quest Brille vorzustellen, wie von vielen VR-Enthusiasten (mich eingeschlossen) erhofft, nutzte er die gut einstündige Keynote vor allem dazu, unser aller Zukunft innerhalb des Metaverse zu proklamieren. Seiner Version einer voll-digitalen Zukunft, die nicht nur technisch so wohl niemals kommen wird – sondern die auch in der gezeigten Form kein Mensch braucht. Außer vielleicht Mark Zuckerberg, um von den vielen Kontroversen um seine Firma Facebook, pardon, Meta abzulenken. Aber das ist ein anderes Thema.
VR kommt gerade erst an (Zugegeben: das tut sie schon länger)
Was mich daran vor allem stört: die zuckerberg’schen Fantastereien lenken die Diskussion um VR und AR in die falsche Richtung. Denn jetzt wird vor allem darüber spekuzliert, ob eine Firma – allen voran Facebook/Meta – die Hoheit über dieses Metaverse haben sollte. Wer alles daran mitwirken könnte und sollte. Und das dort mit dem Datenschutz aussieht, etc. pp.
Und so rücken vor allem für noch nicht VR-versierte Teile der Gesellschaft – und das ist nach wie vor die große Mehrheit – die aktuell bereits bestehenden praktischen Anwendungen völlig in den Hintergrund. Und das, wo die Verbreitung von VR-Headsets im Markt – vor allem dank Facebooks Aktivitäten rund um die Oculus Quest Brillen – gerade jetzt erst so richtig anzieht.
Das ist durchaus nachvollziehbar, denn erstens werden die Geräte technisch immer besser und unkomplizierter und zweitens bietet VR gerade im „new normal“ unserer pandemisch geprägten Gegenwart schon jetzt auch im Berufsleben viele Möglichkeiten, uns aus der Tristesse von Lockdowns, hybriden Meetings, Remote-Work und Zoom-Fatigue zu befreien.
BU: Prognose zum Absatz von Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Brillen weltweit von 2019 bis 2024 (in Millionen Stück). Quelle: Statista
Mehr als Zocken: VR beeindruckt vor allem im Non-Gaming-Bereich
Ich würde mich selbst durchaus als VR-Enthusiasten der ersten Stunde bezeichnen. Aber im Gegensatz zu meinen eigenen Erwartungen als Gamer, waren es von Anfang an vor allem die „Non-Gaming“-Anwendungen, die mich an VR besonders faszinierten: als Riese in Google Earth VR über das perfekte Abbild unserer Erde wandeln, mit Kingspray Graffiti der künstlerischen Ader nachgehen und virtuelle Häuserwände verzieren oder in Mission: ISS wie Alexander Gerst selbst durch die Internationale Raumstation schweben – es ist einfach fantastisch, welche bereichernden Erlebnisse VR ermöglicht, die in keinem anderen Medium so machbar wären.
Und eben auch das Arbeitsleben läßt sich durch VR deutlich bereichern: im Industriedesign, bei der Aus- und Weiterbildung von High-Tech Ingenieuren und im Medizintechnik-Bereich gehören VR-Brillen in vielen Bereichen schon zum Alltag. Aber Anwendungen wie Spatial oder auch die von Meta entwickelnten Horizon Workrooms (die im Gegensatz zum Metaverse bereits heute funktionieren) bieten auch „normalen“ Büroarbeitern großartige Möglichkeiten, aus dem Home-Office Alltag auszubrechen und Kollegen oder auch Kunden in komplett anderer Atmosphäre zu treffen, als dem immer gleichen Blick auf Webcam Kacheln.
BU: In VR-Meeting Apps wie hier Horizon Workrooms treffen sich die Teilnehmer als Avatare, die den tatsächlichen Arm- und Kopfbewegungen der User folgen – die sogar an die Tafel treten können, um zu zeichnen oder Bilder und Grafiken zu kommentieren. Quelle: Ayruu.com
Es ist höchste Zeit, es selbst zu auszuprobieren!
Das mag sich für manche nach Spielerei anhören. Doch aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es alles andere als das ist – und es einen gewaltigen Unterschied macht, im Home Office auch mal physisch aufzustehen und an die virtuelle Tafel zu treten um dort mit eigenen Händen Notizen auf dem von der Kollegin geteilten Balkendiagramm zu hinterlassen – oder einen Designentwurf mittels Pinselstrich zu kommentieren. Wem das alles zu abgefahren klingt, der kann sich dem natürlich auch erstmal spielerisch nähern. Zum Beispiel mit einem Business-Meeting am virtuellen (Mini-)Golfplatz.
Aber egal ob Spiel oder Meeting-App – eines sollte man nicht mehr allzu lange aufschieben: sich ernsthaft mit den Möglichkeiten von VR-Anwendungen auch im Büroalltag auseinanderzusetzen. Das bedeutet ja nicht, dass man gleich den ganzen Arbeitstag unter einer VR-Brille verbringen muss. Ich stehe jedenfalls gerne zur Verfügung, um bei den ersten Gehversuchen zu helfen!