Netflix in Motion
Die Begriffe „Weinstein“ und „#MeToo“ sind in letzter Zeit in den Medien und auf sozialen Netzwerken omnipräsent. Wie häufig der Hashtag #MeToo verwendet wurde, zeigt wie sehr dieses Thema Frauen und Männer auf der ganzen Welt bewegt.
Wieso auch Marken auf so ein persönliches, bewegendes und auch intimes Thema reagieren sollten, zeigt die kürzlich veröffentlichte Studie „Brands in Motion“ von WE Communications: Heutzutage müssen sich Marken verschiedenen Realitäten stellen, um in unserer dynamischen Welt erfolgreich ihren Platz finden und behaupten zu können - Herausforderung und Chance zugleich!
Zu diesen Realitäten zählt der „Unilever-Effekt“: Konsumenten erwarten von einer Marke mehr, als nur ein sehr gutes Produkt. Sie wünschen sich, dass Unternehmen zu Themen sozialer Bedeutung Stellung beziehen und so langfristig gesellschaftlichen Nutzen schaffen. Wie Marken diese Realität nutzen können, zeigen zahlreiche Reaktionen auf den Vorwurf der sexuellen Belästigung: der beschuldigte Regisseur Harvey Weinstein wurde von seinem Filmstudio TWC entlassen, HBO distanziert sich von dem Comedian Louis C. K, und Netflix beendet plötzlich die Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen Schauspieler Kevin Spacey.
Nachdem Kevin Spacey mehrfach der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde, gab Netflix bekannt nicht nur die künftige Arbeit mit dem Schauspieler zu unterbinden, sondern ihn auch aus der heiß ersehnten finalen Staffel der Serie „House of Cards“ zu streichen. Auch auf die Veröffentlichung des Films „Gore“, in dem Spacey den Schriftsteller Gore Vidal spielt, verzichtet Netflix.
Für den Streaming-Anbieter bedeutet dies erhebliche Mehrkosten, durch die Neugestaltung der finalen Staffel „House of Cards“, sowie Unverständnis seitens einiger Fans, die diese Reaktion nicht gutheißen. Natürlich hatte Netflix die Möglichkeit, nicht auf die Anschuldigungen gegen den Schauspieler zu reagieren. Man hätte dies sogar damit rechtfertigen können, dass zwischen dem „Menschen“ und der „Kunstfigur“ Spacey zu unterscheiden sei. Doch gekündigte Abonnements aufgrund ausbleibender Reaktion von Netflix zu diesem emotionalen Thema, hätten ebenso zu wirtschaftlichem Schaden führen können.
Möglicherweise steckt hinter der Entscheidung von Netflix klares Kalkül, welches Szenario wirtschaftlich sowie für das Image des Streaming-Anbieters, den geringeren Schaden bedeutet. Doch egal, welche Beweggründe wirklich dahinter stecken: Netflix hat hier klar Stellung bezogen und steht nun nicht nur für hochwertige Unterhaltung, sondern auch für ein klares „Nein“ zu sexueller Belästigung – ganz gleich ob Netflix dadurch moralisch integer erscheinen wollte, oder weitere/andere Beweggründe dahinter steckten.
Marken sind heute verschiedensten Veränderungen und Einflüssen von außen ausgesetzt und werden von diesen ständig bewegt. Doch Netflix hat auf diese Bewegung nicht nur reagiert, sondern sie für sich erfolgreich genutzt, wie die überwiegend positive Resonanz in den Medien zeigt.
Über die Autorin: Als Assistant Medical Manager bei WE Communications beschäftigt sich Melanie Trüstedt nicht nur mit Gesundheitskommunikation, sondern auch mit den Herausforderungen, denen sich Marken in unseren dynamischen Zeiten stellen müssen.