WE love Code - Der PR Hackathon
Die Suche nach dem eierlegenden Wollmilch-Code
Am Samstag, den 18. Februar, um 17 Uhr war er dann vorbei: Nach aufregenden 48 Stunden, in denen 13 engagierten Teams an ihren Ideen und Prototypen tüfftelten, fand der erste Hackathon der Kommunikationsbranche sein Ende. Dabei waren sich Teilnehmer, Jury und Mentoren einig: Das war hoffentlich nicht der letzte Hackathon. Zu selten bekommt man als Berater einen so intensiven Zugang zur programmierenden Zunft. Zu selten hat das Gros der Branchengemeinde die Gelegenheit in so heterogenen Gruppen zu arbeiten.
Zu selten können wir uns derart fokussiert mit Themen beschäftigen, die unsere Arbeitswelt im Ganzen vorantreiben – auf unterschiedlichsten Ebenen.
Wenn man sich die Metathemen, die hinter all den Konzepten stecken mal genauer ansieht, so kommt man auf mindestens drei Kernbereiche:
Effizienz: Die Mär vom adrenalingeladenen Berateralltag
In der allgemeinen Außendarstellung des Berufsbilds „Kommunikationsberater“ verschweigen wir gerne die Stunden in unserem Berateralltag, die für Tätigkeiten draufgehen, die den Ruhepuls weniger in die Höhe treiben – zumindest nicht im positiven Sinne. Egal ob Desk-Recherche, Verteilerpflege, Bildersuche oder die Koordination mit Dienstleistern. Gerade weniger seniorige Kollegen lechzen geradezu nach Lösungen für diese „Probleme“. Und diese heißen idealerweise nicht „Praktikant“ oder „Werkstudent“.
Denn wir alle wollen mehr Zeit haben für die Aufgaben, die unser Kommunikator-Herz höherschlagen lassen: Strategie, Konzeption, kreatives Schreiben etc.
Messbarkeit: Äpfel + Birnen = Obst
Bei der quantitativen als auch qualitativen Erfolgsmessung haben sich im Laufe der Jahre ungefähr zwei Dutzend verschiedener Monitoring-Tools und Kennzahlen etabliert. Und genau darin liegt das Problem. Der Aufwand der betrieben werden muss, um einen Überblick darüber zu bekommen wie erfolgreich Kommunikation über die verschiedenen Kanäle hinweg ist, ist riesig. Darüber hinaus fehlen bisher entsprechende Standards, die Ergebnisse in Relation zueinander setzen. Eine der großen Aufgaben unserer Branche bleibt daher die vertrauensbildende Messbarkeit. Gerade dann, wenn wir uns gegenüber anderen Disziplinen im Marketing-Mix behaupten müssen, die über entsprechende Standards verfügen, ist es elementar mit belegbaren Argumenten aufzutrumpfen.
Insights: Ich weiß da was, das Du nicht weißt
Egal ob redaktionelles Thema für Journalist XY, Kooperation mit relevantem Influencer YZ, Meinungsabfrage im Unternehmen oder welcher Sprecher für welches Thema – all diese Dinge erfordern vor allem eines: Wissen. Wissen das entweder auf persönlichen Erfahrungswerten basiert oder aus der Historie gewachsen ist. Doch selten sind diese Informationen irgendwo für jeden Beteiligten auffindbar. Wissen wird status quo in Excel-Dateien oder anderen Tools geteilt, die alle den gleichen Limitierungen unterliegen. Sie müssen mit viel Mühe händisch aktualisiert werden und sind in Zeiten der permanenten Überinformation ohne erheblichen Aufwand für den Echtzeit-Wissensaustausch ungeeignet. Der PR-Hackathon hat auch in Sachen Analyse & Insights gezeigt, dass uns Technologie dabei helfen wird, Informationen zu sammeln, zu speichern und entsprechend aufzubereiten, damit wir uns in Zukunft darauf konzentrieren können, diese Informationen für unsere Arbeit anzuwenden, zu jeder Zeit, an jedem Ort, mit jedem Device.
In nur 48 Stunden (!) wurden vielversprechende Ansätze für die Lösung dieser Problemstellungen präsentiert und prämiert. Doch nicht nur diese Inspiration nehme ich mit in meinen Berufsalltag. Jeder, der mit einer gewissen Grundnaivität an die Zusammenarbeit in solch heterogen besetzten Teams gestartet ist, hat hoffentlich auch einige persönliche Learnings über die Zusammenarbeit zwischen Beratern und Programmierern mitgenommen. Hier meine Top 5:
- So sehr sich unsere Arbeitswelt verändert, so sehr krankt sie an den immer gleichen Problemen.
- Für jedes Programm gibt es Programmierer mit Spezialwissen.
- Unternehmen bzw. Agenturen leiden unter denselben Problemstellungen, egal wie diversifiziert ihre Teams und Strukturen sind.
- In 48 Stunden erreicht man eine ganze Menge, wenn man Zeit hat, sich einer Sache isoliert zu widmen.
- Raus aus der eigenen Filterblase! Das ermöglicht ganz neue Perspektiven und Lösungsansätze.
Es wurde bereits viel über diesen ersten PR-Hackathon geschrieben und ich möchte all diesen Kommentatoren recht geben: Es war eine experimentelle Mini-Playbackshow im Fluxkompensator auf der Suche nach dem Magic Couple zwischen PR und Code, ein Blick in die Zukunft der Kommunikation. Für mich ist dabei jedoch entscheidend, dass wir in dieser Zukunft nicht über völlig neue Problemstellungen diskutieren.
Die Zukunft der PR wartet mit ganz traditionell gewachsenen Problemstellungen auf – doch die Antworten auf die Probleme werden neue, bessere sein. Dabei sollten wir uns auf der Suche nach dem eierlegenden Wollmilch-Code nicht verzetteln. Wir müssen Etappensiege feiern und jedes Tool, dass unsere Arbeit schneller, einfacher und besser macht, dankend annehmen und in unseren Alltag einbinden. Und wir dürfen nicht frustriert sein, wenn etwas auf Anhieb mal nicht so funktioniert, wie wir uns das wünschen. Denn eine gewisse „Trial & Error“ Mentalität ist die Grundvoraussetzung für das Liebesspiel zwischen Mensch & Maschine, zwischen Communications & Code.
In diesem Sinne: merge developers PRlers = concatMap (\(d,p) -> [d,p]) (zip developers PRlers)
PS: Ein fettes Dankeschön an die Sponsoren der Veranstaltung und vor allem an das Team von news aktuell. Ihr habt den perfekten Raum für die Entstehung dieser 13 zukunftsweisenden Konzepte geschaffen. RESPEKT!
*Dieser Artikel ist zuerst erschienen auf PR-Career-Center.com
Bild: newsaktuell / Christian Christes